Wir schreiben über das, was uns schmeckt, über den Durst, und wir werden keine Wahrheiten liefern, sondern Denkanstösse.

¡Viva la Tradición!

¡Viva la Tradición!

Fotos: Jörg Wilczek

Fotos: Jörg Wilczek

Rioja ist eine Traubensorte. Zumindest meinen das viele Weintrinker einmal in ihrem Leben. Verübeln kann man es ihnen nicht, denn kaum eine andere Weinregion auf unserem Planeten besitzt ein derart klares Geschmacksprofil wie die Region im Norden Spaniens. Das hat sich bei meiner Reise in die Rioja wieder einmal bestätigt - zumindest wenn es um den klassischen, den wahren Rioja geht. Kokosmatte, Vanille, Orangen-Marmelade und Cola-Frosch. Genau danach sollte ein Rioja für mich schmecken. Filigran ist er dazu und reif, denn die Weine brauchen Zeit, bis man sie guten Gewissens geniessen kann.

Das Fass macht den Rioja

Lustigerweise entsteht das Profil eines Riojas ganz anders als die meisten anderen Weinprofile auf dieser Welt. Während sonst das Terroir, also Boden und Klima, verantwortlich gemacht werden, ist Rioja klar vom Ausbau geprägt. Der Keller und der Mensch, der bestimmt, was in diesem Keller passiert, sind sozusagen Teil des Terroirs. Genau wie bei Champagner und Sherry. Und obwohl in den Bodegas unterschiedlichste, penibel selektierte Holzarten verwendet werden, sind Barriques aus amerikanischer Eiche Tradition. Diese Fasslagerung macht den Rioja erst zum klassischen Rioja.

Leider Gottes versuchen viele Weinregionen und Winzer ständig, dem Markt und der Mode zu entsprechen. Mode heisst beim Wein aktuell immer noch fruchtbetont, füllig und bloss nicht vom Holz geprägt, denn das ist unter Kennern mittlerweile recht verpönt. Nun sind Trends in der Weinwelt meist genauso sinn- und stilvoll wie in der Mode. Man erinnere sich nur an Buffalo-Schuhe. Schaut man sich dagegen die Klassiker an, modetechnisch beispielsweise einen schönen Anzug, versteht man schnell, worum es hier geht: Leichte Anpassungen machen Sinn, das Geschmacksbild einer ganzen Region verändern zu wollen, aber weniger. Rioja ist ein Klassiker und soll es auch bleiben. Kokosmatte, Cola-Frosch. Ein wahrer Wert, wenn man so möchte, denn wer einen traditionellen Rioja kauft, weiss, was er bekommt. Natürlich mit kleinen Abweichungen, aber eben immer noch erkennbar.

Hier ein Pincho, da ein Gläschen

Bei Speisen ist es ganz ähnlich. Es gibt Klassiker, die sich in unserer Welt halten und es nicht nötig haben, sich Trends anzupassen. Wiener Schnitzel beispielsweise. Man kann an Details feilen, aber das Grundgerüst bleibt immer dasselbe. Die spanische Variante eines solchen Klassikers ist die Tortilla. Die ist auch immer gleich, besteht aus Eiern, Zwiebeln und Kartoffeln und wird nur minimal angepasst.

Unsere beste Tortilla haben wir während unserer Reise durch die Rioja gegessen, nämlich in der Ausgeh- und Pincho-Meile Calle Laurel im kleinen Städtchen Logroño. An jeder Ecke Menschen, an jeder Ecke etwas anderes zu essen. Hier gibt es gebratene Champignons, da ein Brötchen mit Anchovies, um die Ecke Jamón und zig andere kleine Köstlichkeiten. Zu den Pinchos, so heissen Tapas in den nördlichen Regionen Baskenland, Navarra und La Rioja, wird lokaler Wein getrunken. In Logroño ist das selbstverständlich Rioja. Hier ein Pincho, da ein Gläschen, dort ein Schwatz, so lässt sich ein wunderbarer Abend verbringen.

Die besten Tapas gibt’s in den vollsten Bars, und die beste Tortilla gibt’s in der vollsten Tortilla-Bar, der Bar Sebas. Lasst Euch nicht vom Fotoschild am Eingang abschrecken, die Tortilla schmeckt deutlich besser, als sie darauf aussieht. Wichtig an so einer Tortilla ist ja, dass sie saftig und cremig ist, und das ist die in der Bar Sebas definitiv. Saftiger geht’s nicht.

Eine Tortilla ist auch zuhause einfach zubereitet, man braucht nichts als Kartoffeln, Zwiebeln und Eier. Liesse man etwas weg, wäre es keine echte Tortilla mehr. Eine Tortilla ohne Zwiebeln zum Beispiel wäre wie ein Rioja ohne Holz. Unnötig.

Rezept für eine klassische Tortilla

An Zutaten braucht man Kartoffeln, Zwiebeln, Eier und Salz. Der Spanier setzt dabei mehr auf Erfahrung als auf genaue Mengenangaben. Grundsätzlich kann man sich an der Grösse seiner Pfanne orientieren. Man benötigt so viele Kartoffeln und Zwiebeln, dass man die Pfanne bis unter den Rand füllen kann. Am besten bereitet man die Zutaten in einer Schüssel vor:

1. Die Kartoffeln werden geschält und in kleine Würfel geschnitten, die Zwiebeln in dünne Scheiben.

2. Anschliessend gibt man Kartoffeln und Zwiebeln in die Pfanne, wo sie in ausreichend Olivenöl (die Masse sollte bedeckt sein) bei geringer Hitze für ca. 25 Minuten vor sich hin simmern. Das Ganze soll nicht braten!

3. Danach giesst man das Öl ab, gibt die Kartoffeln und Zwiebeln wieder in die Schüssel und lässt sie kurz abkühlen. Als Nächstes kommen die Eier dazu. Man gibt Ei für Ei in die Schüssel und vermischt die Masse so lange, bis sie ganz von Eiern bedeckt ist. Etwa acht Eier braucht das Ganze jeweils schon ... Dazu kommt eine Prise Salz.

4. Danach 4 - 5 Esslöffel Olivenöl in der Pfanne erhitzen. Die Kartoffel-Zwiebel-Ei-Masse in die Pfanne geben und bei mittlerer Hitze etwa 10 Minuten stocken lassen.

5. Nun wird die Tortilla gewendet. Dafür die Pfanne mit einem grossen Teller abdecken und wenden, so dass die Tortilla auf dem Teller liegt. Die Tortilla gewendet zurück in die Pfanne geben und fertig garen. Darauf achten, dass die Tortilla cremig bleibt und nicht zu trocken wird.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Pressereise. Schöner Saufen wurde von Rioja Schweiz unterstützt mit: 2 x Flugticket mit Iberia von Zürich nach Bilbao,
2 x 2 Übernachtungen im Hotel Sercotel Portales in Logroño.

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